2009 ging ich auf meine erste „große“ Auslandsreise nach Tunesien, auf die Insel Djerba. Da ich vorher noch nicht viel alleine gereist war, buchte ich damals eine klassische Pauschalreise über Holidaycheck.de.
Wahrscheinlich hat fast jeder schon eine Pauschalreise mit dem typischen All-inklusive-Paket gemacht. So folgten auch bei mir im Anschluss zahlreiche Pauschlreisen über diverse Buchungsportale.
Doch bereits auf Djerba merkte ich, dass es mir nicht reicht in Mitten einer Touristenhochburg zu sitzen, abends an „landestypischen Kulturveranstaltungen“ teilzunehmen und den Tag über von Animateuren beim Aquaaerobic durch den Pool gescheucht zu werden. Und so entdeckte ich damals schon die Insel ohne die vollgestopften Reisebusse voller Touristen.
Durch meinen Job in der Werbebranche hatte ich die Möglichkeit, vergünstigt an gute Hotels zu kommen. Demnach buchte ich ab diesem Moment Hotels und Flüge gesondert voneinander.
Dies stellte mich allerdings vor die Herausforderung, dass eben kein Fahrer am Flughafen auf mich wartete und ein kleines Schild mit meinem Namen hochhielt. Ich musste die Fahrt zu den Hotels selber organisieren. Daher mietete ich mir ab diesem Moment einen Leihwagen in den jeweiligen Destinationen.
Die Flexibilität und die Unabhängigkeit, die ich dadurch erhielt waren enorm. So genoss ich zum einen den Luxus in einem guten Hotel, das unter anderen Umständen mein Budget massiv überschritten hätte und kombinierte dies mit eigenständigen Ausflügen in das jeweilige Land.
Rückblickend war dies für mich fürchterlich aufregend. Doch auch dies war ein Prozess von mehrern Reisen in unterschiedliche Länder.
Nach und nach wurden meine Reiseziele ferner und der Wunsch, aus dem Touristenstandard auszubrechen größer. Die Möglichkeit, Land und Leute kennen zu lernen, erhält man eben nur, wenn man mit diesen auch in Kontakt tritt.
Mittlerweile war ich schon in einigen Ländern Asiens. Der Standard, den ich dort suche, liegt weit unter dem einer klassischen Pauschalreise. Doch dies macht mich glücklich! Ich sitze lieber abends bei Dosenbier mit einheimischen Vietnamesen am Strand als bei einem Glas Wein auf einer Terasse mit 500 anderen Touristen zu verbringen.
Ich brauchte noch nie typische Partyurlaube und mit der Zeit sehnte ich mich eher nach Ruhe und Abgeschiedenheit. So lernte ich es nach und nach zu schätzen, welche Vorzüge es einem bereit hält eine eigene Ferienwohnung anzumieten.
Auch dieses Thema polarisiert. Wie oft hörte ich von Freunden, dass sie doch nicht „in den Urlaub fahren um ihren Abwasch selber zu machen“. Doch für mich ist dies genau die Art von Freiheit, die in unserem täglichen Leben zu kurz kommt.
Wir laufen den ganzen Tag einem Ideal hinterher. Wir stehen morgens früh auf um mit allen anderen die gleiche Bahn zu unserem Job zu nehmen. Wir schauen artig um 20:00 Uhr die Nachrichten und gehen zwischen 22:00 und 23:00 Uhr ins Bett um die empfohlenen 8 Stunden Schlaf zu bekommen um am nächsten Tag fit zu sein für das 3-stündige Meeting mit anderen mehr oder weniger ausgeschlafenen Menschen.
Wir sehnen uns nach dem Wochenende an dem wir zusammen mit allen anderen Berufstätigen zwischen 10:00 und 11:00 Uhr in den örtlichen Supermarkt pilgern um unseren kleinen Wocheneinkauf zu tätigen. Wenn es das Budget hergibt, natürlich nur Bio.
Wir sind 5 Tage die Woche in einem System gefangen, das uns vorgibt, was wir tun oder besser lieber nicht machen sollten.
Und daher stelle ich mir die Frage: Muss ich meinen hart verdienten Jahresurlaub mit den gleichen fremdgesteuerten Erscheinungen ihrer Selbst verbingen, die 2 Wochen in die Türkei fliegen, den Tag über am Strand braten und sich abends die Lichter wegschießen mit billigem Hauswein, der natürlich nicht so schmeckt wie der zu Hause?
Nein, ich muss nicht!
Dieser Post war von mir ursprünglich geplant als eine neutrale Gegenüberstellung der beiden Reisearten. Doch ich denke, dass jeder seine eigenen Erfahrungen gemacht hat und für sich das Positive aus seiner Art des Reisen ziehen wird.
Ich denke, dass jeder Pauschalreisen kennen wird und wer damit zufrieden ist, den möchte ich auch nicht vom Gegenteil überzeugen.
Auch für mich war es ein Prozess: Und daher bin ich sehr dankbar, dass ich diese Erfahrungen machen durfte. Denn meine Reise hat auch in einem mittelmäßigen 3 Sterne All-inklusive-Hotel begonnen und endete für mich bei Dosenbier in Vietnam.
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